„Die drei Mönche“

Der letzte Monat des Jahres beginnt mit dem heutigen Tage – dieser Monat führt das Jahr in die letzte Runde.  Mein ganz persönlicher Lieblingsmonat: König Dezember! 

Kein Monat ist widersprüchlicher. In den Geschäften drängen sich fordernd die Menschen. Paketzusteller hetzen sich ab. Post geht. Post kommt an. In den Ämtern türmen sich die Pakete. Unaufhörlich tickt die Uhr. Das Gefühl, die To-Do-Liste wird immer länger. Termine wollen, müssen eingehalten werden. Und das Jahr fordert seinen Tribut. Es war intensiv. Alles ist in Veränderung. 

Und doch…

… dieser Monat ist zugleich auch innig und leise. Die Natur ist schlafen gegangen. Nur meine Lieblingsblume, die Christrose, entfaltet sich im gefallenen Laub, im (frisch) gefallenen Schnee. Alles ist Dezember: Kinderspiel und Altersweisheit. Ruhe und Bewegung und voller Wunder. 

Fast jeder kann sich an die Zeit erinnern, als wir noch an den Weihnachtsmann glaubten. An die beginnende Gefühlsachterbahn aus Spannung, Vorfreude und Aufregung. Der Zauber verflog mit der Gewissheit, dass Opa August der Weihnachtsmann war.  

Vielleicht glauben wir nicht mehr (bedingungslos) an Wunder. Und ganz sicher nicht an den Weihnachtsmann. Essentiell ist es für mich, dass wir den Glauben an uns selbst, an unsere absoluten Lieblingsmenschen nicht verlieren…

Für ein paar Minuten „Innehalten“ steht diese inspirierende Geschichte. Geschichten finden (oft) den direkten Weg zu unserem Herzen. Sie laden ein, den Worten nachzufühlen. Für diese Momente achtsam zu sein. Ohne zu bewerten. Ohne zu analysieren.   Sie laden ein, das Leben, seine eigene Ziele in Perspektive zu (ver-)rücken. Sie sind ein fester Bestandteil in meiner Arbeit mit Menschen.

Ganz viel Freude beim Schmökern, vielleicht beim Wiedersehen alter literarischer Bekannten.

Ich wünsche Ihnen eine Zeit voller Wunder und magischen Augenblicke,

Ihre

Sabine Steigner

Drei Mönche sassen an einem See in tiefer Versenkung.

Einer stand sodann auf und sagte: „Ich habe meine Matte vergessen.“ Er trat auf das Wasser des Sees und gelangte so Schritt für Schritt zur anderen Seite, wo ihre kleine Hütte stand. 

Als er zurückkam, bemerkte der zweite Mönch: „Mir ist gerade aufgefallen, dass ich meine nasse Wäsche nicht aufgegangen habe.“ So ging auch er ruhigen Schrittes über den See zum anderen Ufer und kam nach einiger Zeit den gleichen Weg zurück.

Der dritte Mönch beobachte sie währenddessen unverwandt. Schließlich glaubte er zu wissen, dass es sich um eine Prüfung seiner eigenen Fähigkeiten handelte, und er verlautbarte: „Ihr denkt also, dass eure Fähigkeiten meinen überlegen wären? Schaut her!“ Dann ging er selbstsicheren Schrittes zum Rande des Sees, setzte einen Schritt weit ins Wasser hinaus und sank bis zur Hüfte in das Gewässer. 

Davon unbeeindruckt, watete er hinaus und versuchte es erneut und immer wieder, ohne dass sich ein Fortschritt andeutete. Nachdem die beiden andere Mönche dem Schauspiel für einige Zeit in Stille zugeschaut hatten, fragte der eine den anderen: „Denkst du, wir sollten ihm sagen, wo die Trittsteine sind?“

photo@markus-spiske