"Bei gleicher Umgebung lebt doch jeder
in einer anderen Welt."
(Arthur Schopenhauer)
Gerade komme ich aus einem Interview mit einer Kandidatin. Wir verloren uns im Philosophieren über die Wahrheit.
Ein starkes Themenfeld. Ob im Interview für die Neubesetzung einer Vakanz oder im Mitarbeitergespräch oder im Hinblick auf den Status Quo eines Projektes oder oder…
Sie beobachtet im Kollegenkreis des Managements, dass ihr Gegenüber oft genau weiss, was „richtig“ oder „falsch“ ist (da er die Fakten kennt) und es ihm dennoch nicht gelingt, sein Umfeld von seiner Meinung zu überzeugen…
Was für ihn also klar, gesetzt oder gewiss ist, muss für andere noch-lange-nicht-wahr-sein.
„Wahrheit, was ist das?“ (Pilatus, Statthalter von Jerusalem während der Anhörung von Jesus vor 2000 Jahren, Quelle: Bibel, Johannes 18, 37/38).
In wie weit ist die Frage nach der Wahrheit für jeden einzelnen von uns bedeutsam? Gehören Lügen zum (Über-)Leben?
Ist Wahrheit etwas Unerreichbares?
Pilatus war überzeugt, dass es die eine Wahrheit nicht gibt.
Wenn die eine Wahrheit nicht existent ist, hat dann jeder einzelne von uns die Freiheit, los-zu-lügen, bis sich die Balken biegen?
Sie erzählte mir, wie oft ihr Chef sich von seiner Assistentin in ihrem Beisein am Telefon verleugnen lässt („Es tut mir leid, er ist gerade nicht am Platze…“). Sie werden sagen, das ist eine Notlüge. Dadurch bleibt der Fokus auf das Gespräch. So mag es sein. Ist diese Vorgehensweise klug oder hilfreich?
Was passiert, wenn Menschen ihrem Gegenüber kontinuierlich etwas vormachen? Belügen Sie sich dadurch nicht selbst (meist so lange bis sie selbst die Lüge für etwas Wahres halten)?
Wofür?
Zaubert diese „Wahrheit“ Sicherheit und Stabilität? Oder ist sie eine Annahme von dem, was ist bzw. sein sollte.
Dazu fiel das Zitat von Epiktet: „Nicht Tatsachen, sondern Meinungen über Tatsachen bestimmen das Zusammenleben.“
Die Wahrheit ist demnach nicht das, was wirklich ist, sondern das, was wir denken und meinen…
… Fortsetzung folgt.
Welcome as you are.
photo@victoria feliniak